Der 4. und letzte Kitesurf-Tag bricht an und damit auch die letzte Gelegenheit noch das fahren in die andere Richtung zu erlernen. Am Strand angekommen, treffen wir aber erstmal auf einige Fischer die zahlreiche Gelbflossenthunfische gefangen haben und gerade am Strand abwiegen und verladen.

Nach ein paar Bilder geht’s aber direkt ans Kiten, da man nie weiß wie lange der Wind hält. Und nach einem kleinen Unfall mit einem anderen Kiter, hab ich es dann endlich raus und kann auch in die andere Richtung fahren 😅 Gerade rechtzeitig, denn der Wind ist plötzlich verschwunden. Ich nehme das als Zeichen, das es wirklich Zeit ist aufzubrechen, auch wenn ich schon länger mit dem Gedanken spiele noch um ein paar Tage und Kitestunden zu verlängern. Also noch ein leckeres Abendessen gehabt (wenn auch kein Thunfisch)…
…und dann wieder aufs Motorrad gesetzt und mich auf den Weg gemacht.
Das Ziel ist Piegon Island an der Ostküste mit Zwischenstopp in Anuradhapura, der ehemalige Hauptstadt Sri Lankas und bekannt für ihren Tempel Reichtum. Sie liegt im Landesinnere ziemlich genau in der Mitte zwischen West- und Ostküste und bietet sich daher als Zwischenstopp wunderbar an. Auch weil die Wettervorhersage wolkig und nicht ganz so heiß lautet. Da hält man Tempelbesichtigungen ja besser aus. Der Weg fängt schon Mal gut an…
Aber leider wurde ich enttäuscht und es haben keine Elefanten meinen Weg gekreuzt. Interessant zu sehen war aber, dass die Polizeisperren bzw. checkpoints hier von Unternehmen gesponsert werden. Interessantes Konzept 😅
Die Militärkasernen sind auch wesentlich cooler, dann könnte Frau Lambrecht Mal bei der Bundeswehr etwas nachbessern.
Nach 2,5 Fahrt sehe ich dann auch schon das Wahrzeichen von Anuradhapura – die weiße Ruwanweli Maha Seya Stupa – am Horizont aufragen.
Aber erstmal ankommen und eine Unterkunft finden, denn die geplante Unterkunft sagt mir nicht so richtig zu. Müde und hungrig bei Hitze zu suchen ist nicht optimal. Da es so heiß ist suche ich im Internet eine mit Pool, die noch bezahlbar ist und fahre hin. Als ich ankomme ist das Tor von KingCity Resort verschlossen und auf das klingeln reagiert niemand. Dann geht das Tor aber doch noch auf und der Besitzer Nalla steht vor mir. Er lädt mich direkt zu Fischsnacks, Bier und interessanten Früchten ein. Dabei erzählt er mir, dass er sich als Wikinger sieht, das mit vielen Tätowierungen zeigt und daher mit seiner Familie auch nach Schweden gezogen ist. Ab und zu kommen sie aber zum Urlaub nach Sri Lanka, schließen das Hotel für paar Wochen und leben dann selbst hier. Daher hat es eigentlich momentan geschlossen und es gibt keine anderen Gäste, aber als er mich über die Kamera am Eingang auf dem Motorrad gesehen hat, hat er sich spontan dazu entschieden mich aufzunehmen. Da hat der Bart wohl Mal wieder Türen geöffnet 🙂 Er erzählt weiter, dass die Wikinger in Schweden in oft verlachen, weil er ja nicht dort geboren ist und nur so tut als wäre er einer von ihnen. Seine passende Antwort darauf ist, dass man auch nicht in Israel geboren sein muss, um Christ zu sein, sondern man sich mit seinem Herzen dazu entschließt. Schöne Einstellung. Die Unterkunft ist eine Perle in der sonst eher unschönen hektischen Stadt und daher genau das richtige um den Kulturschock nach dem Paradies am Meer etwas abzumildern. Jedes Zimmer trägt den Namen von einem der Könige der Stadt und es gibt ein passendes Bild in jedem Zimmer von einem Künstler. Das Mittagessen von seiner Mutter ist dann noch das Tüpfelchen auf dem i.
Zwei Tempel schau ich mir am Abend noch an.
Den sehr heiligen Felsentempel Isurumuniya Rajamaha Viharaya wurde von König Devanampiya Tissa um 500 nach Christus erbaut. Es handelt sich um einen, für die Insel so typischen, Felsen- oder Höhlentempel. Einst diente der abgelegen Felsentempel als religiöse Ausbildungsstätte für Kinder aus den oberen Kasten. Heute gilt der Tempel als eine der schönsten und besterhaltenen Sehenswürdigkeiten von Anuradhapura und es herrscht eine wunderbar magische Atmosphäre dort.
Und die Sandahiru Seya Dagoba.
Sieht zwar genauso aus wie das Wahrzeichen der Stadt die Ruwanweliseya Dagoba, die ja schon von weitem zu sehen war, ist aber etwas kleiner. Danach Falle ich totmüde um 8 Uhr ins Bett.
Dafür bin ich am nächsten Tag um 6 Uhr wach und mach mich nach einem großen weißen Budda der zufällig auf dem Weg liegt, direkt auf zur Ruwanweliseya Dagoba. Dank der frühen Uhrzeit ist alles noch vergleichsweise ruhig und es herrscht eine schöne Atmosphäre.
Ich kaufe ein paar Lotusblumen (Ein Dank an dieser Stelle an Frau Beutelstahl für das kleine Blumen ABC) und begebe mich zu dem gewaltigen Bauwerk. Es wurde bereits im 2. Jahrhundert v. Chr. erbaut, jedoch seitdem mehrfach verändert, erweitert und restauriert. Viele Jahre lang war der Stupa mit 110 Metern das größte buddhistische Bauwerk überhaupt. Auf dem Plateau des Boden befindet sich ein Ring aus 344 schwarzen Elefanten, die der Legende nach das Gewicht der Welt auf den Schultern tragen.
Es werden zahlreiche Opfergaben dargeboten, die sich auf Tischen rund um die Dagoba Reihen. Die Menschen werfen sich vor den Mönchen auf die Knie, welche aber das meist teilnahmslos hinnehmen.
In einem Schrein ruht die alte Spitze (aus Bergkristall) der Dagoba. Sie ist vor einiger Zeit kaputt gegangen und würde daher durch eine neue Spitze aus 8 kg purem Gold ersetzt.
Beim Verlassen weißt mich ein Fahrradfahrer, der erstaunlich gut über die Politik in Europa und den Wirecard Skandal Bescheid weiß, darauf hin, dass es hier kostenloses Frühstück gibt.
Gestärkt geht es auf zum nächsten Tempel, der nur paar hundert Meter weiter liegt (viele Könige = viele Tempel 😅) dem Thuparamaya. Auf dem Weg sehe ich wo die ganzen Blumen herkommen.
Dort angekommen wird mir zu gewunken und ich werde direkt in eine Prozession involviert, bei der ein Band um die Stupa getragen wird. Nach der zweiten Umrundung muss ich an das 10-stündige Puppenspiel in Indonesien denken und frage mich auf was ich mich eingelassen habe. Aber meine Sorge ist unbegründet und nach der dritten Umrundung wird das Band um die Stupa gelegt. Danach erfahre ich, dass die Stupa von den Buddhisten zur Verehrung rituell immer im Uhrzeigersinn umkreist wird und dies pradakshina genannt wird.
Die Thuparama Dagoba ist vermutlich das älteste buddhistische Bauwerk von Anuradhapura und die erste Dagoba, beziehungsweise der erste Stupa auf Sri Lanka. Sie wurde direkt nach der Ankunft des Sohnes des indischen Kaisers im 3. Jahrhundert v. Chr. auf Sri Lanka gebaut um eine originale Buddhareliquie zur Anbetung zu verwahren. Angeblich wurde nämlich der rechte Schulterknochen Buddhas als Reliquie in die Dagoba eingemauert.
Genau diesem Zweck dienten Stupas (Auf Sri Lanka auch Dagoba genannt) übrigens ganz allgemein. Mit Stupa war in vergangenen Zeiten ein Stein oder Erdhügel gemeint, der über den Überresten einer toten Person errichtet wurde. Die Inder setzen dann einen Stab in den Mittelpunkt der Halbkugel und beerdigten nach der Verbrennung der Leiche Knochen und Zahnreste unter ihm. Der Stab wurde als Verbindung zum Universum gesehen, welches Geburt und Leben beeinflusst. Die Halbkugel symbolisiert das Universum. Diese Grundidee übernahmen später die Buddhisten.
Und es geht zum Abschluss des Tempelmarathons… Auf dem Weg zum nächsten interessiere ich mich für das Wildlife und das Wildlife interessiert sich für mein Motorrad.
Dann bin ich aber bei dem Abhayagiri Tempel. Er gilt als das größte Kloster des alten Königreiches und bildet die Innenstadt Anuradhapuras. In seiner Blütezeit wurde das neue Kloster von mehr als 5.000 Mönchen bewohnt. Heute ist das Klostergelände eine der wichtigsten von der UNESCO geförderten Ausgrabungsstätten im Kulturdreieck.
Das Kloster wurde im 1. Jahrhundert v. Chr. durch König Vattagamani Abhaya gegründet. Er zeigte damit dem Mönch Mahatissa seine Dankbarkeit, da dieser den König bei einer innenpolitischen Krise unterstützt hatte.
Ebenfalls zum Gelände gehört die Samadhi-Buddha, eine der berühmtesten Buddhastatuen der Welt. Pandit Nehru, der spätere erste Premierminister Indiens, hatte ein Foto dieser Statue dabei als er in britischer Gefangenschaft war und meditierte über diesem Bildnis. So erlangte die Statue Berühmtheit. Außerdem gilt die überlebensgroße Statue als eine der ältesten Buddhastatuen in Sri Lanka.