Der Titicacasee hat als eins der Highlights von Peru natürlich auch ein paar Superlative zu bieten. Mit 8288 qkm ist er der größte Süßwassersee Südamerikas und 15x so groß wieder Bodensee oder so groß wie Korsika. Mit einer Höhenlage von 3812 m ist er der höchstgelegene kommerziell schiffbare Gewässer der Erde. Und natürlich das wichtigste, der Legende nach ist der erste Inka, Manco Capac, über einen Felsen auf der Sonneninsel im See auf die Erde gestiegen.

Seine „Nachfahren“ haben auf dem See aus Schilff die künstliche schwimmende Insel Urus gebaut. Der 3 m hohe kreisförmig aufgetürmt Schilff schwimmt und bei Gefahr wie bspw. Angreifern lösten die Queccha die Verankerung und trieben auf den See hinaus in Sicherheit.
Ihr ganzer Stolz sind die Katzen-Boote und Figuren, die sie ebenfalls aus dem Schilff bauen. Und auch schon die kleinsten helfen mit, in dem sie die rostige Säge zu Papi tragen.
Auf dem lokalen Markt wird mal mehr mal weniger verkauft, aber der schwarze Mais ist der Renner
Ach ja und noch was zur Kultur. Es ist bei den Frauen der totale Trend, die Zopfenden zu vervielfachen.
Vom Titicacasee aus ging es weiter nach Colca Canyon. Der Weg war lange aber wenn man früh aufbricht noch in einem Rutsch zu schaffen. Das mit dem frühaufbrechen hatte schon mal nicht geklappt, da der Motorradschlüssel erstmal nicht auffindbar war und auch sonst viel los war.
Auf dem Weg zwei verunfallte Lastwagen am Wegesrand. Der erste war beladen mit Bürostühlen, die sich, da der Auflieger total aufgerissen war, überall in der Gegend verteilt hatten. Als nächstes ein Tanklaster der umgekippt am Wegesrand lag. Anscheinend sind die wirklich sehr sicher gebaut. Ob das ein Omen sein sollte? Auf jeden Fall wurde es meine schlimmste Fahrt. Sogar noch schlimmer als damals in Indonesien.
Einen ersten möglichen Übernachtstopp wollte ich nicht nehmen, weil ich erst eine Stunde gefahren war und es dort den nächsten Tag durchweg regnen sollte. Also weiterfahren in der Hoffnung das Wetter würde halten oder es würde noch eine Übernachtungsmöglichkeit kommen. Ich hatte ja dazu gelernt und war mit langer Merinounterwäsche, Jeans, langem T-Shirt, Alpaka Pulli, Jacke und darüber noch eine Schicht Regenhose -schuhe und -jacke sowie Alpaka Handschuhen und Regenüberwurf über den Griffen sehr gut vorbereitet – dachte ich 🙈
Die Straße führt weiter auf die dunklen Wolken am Horizont zu. Die Griffheizung auf höchster Stufe und gut eingepackt war aber alles in Ordnung und ab und zu paar Regentropfen machten nichts. An der Abzweigung, an der ich mich entscheiden musste ob ich nach Arequipa oder nach Chivay fahre, entschiede ich mich für Chivay. Es sollte eine halbe Stunde näher sein und es wurde ja schon dunkel, außerdem bestand die Gefahr dass der Canyon dort bald geschlossen werden soll. Und der ist schließlich ein Highlight von Peru. Die Straße schlängelte sich den Berh hinauf und der Regen wurde stärker. Gab es vorher auf dem Weg zwar keine Schlafmöglichkeiten oder Tankstellen oder Restaurants so zumindest aber doch ab und an ein vereinzeltes Haus. Hier wechselte die Landschaft komplett gab auf einmal nur noch eine Steinwüste um mich herum. Kein Baum, kein Strauch nur flaches Land auf dem, der vulkanischen Landschaft geschuldet Felsbrocken lagen. Der Regen wurde zu Schnee und der Wind konnte über die flache Landschaft richtig Geschwindigkeit aufnehmen. Absolut einsam ohne jegliche Vegetation oder menschliche Anzeichen wirkte es surreale und wie auf dem Mars. Es ging immer höher und die umliegenden Gipfel waren mit Schnee bedeckt und ich total durchgefroren. Mit geschlossenem Visier sah ich nichts mehr und mit offenem blies der eiskalte Wind direkt ins Gesicht und unter die Kleidung. Aber da immer wieder Felsbrocken auf der Straße lagen, musste ich es offen lassen. Stehen bleiben war auch keine Option da es keine Deckung gab. Wenn jetzt was mit dem Motorrad wäre, sähe es düster aus. Plötzlich am Wegrrand eine menschliche Gestalt mit Umhang, Kaputze und ausgestreckte Arm. Jemand hat Steine zu dieser Figur aufgetürmt und einen Kaputzenumhang übergestreift – sehr skurril.
Den höchsten Punkt hatte ich wohl überwunden, da die Serpentinen nun wieder bergabgingen. Mittlerweile zitterte ich so, dass der Lenker wackelte. Die Griffheizung merkte ich nicht mehr und als ich die Griffposition wechselte stieß ich mit etwas hartem an den Griff. Es war mein eingefrorener kleiner Finger, den hatte ich nicht mehr bemerkt und anscheinend funktioniert die Griffheizung weiter aussen nicht.
Endlich kamen mir auch wieder Autos entgegen. Bei der nächsten Kurve ein Erdrutsch auf der Straße. Muss gerade erst passiert sein, den Autos hätten schwerlich vorbei gepasst und Reifenspuren waren nicht zu sehen. In der Ferne sahe ich jetzt unter mir endlich die Lichter von Chivay. Das Navi zeigte noch 20 km an. Durch das gesprungene Display war ich mir nicht mehr so sicher ob es noch wasserdicht war, aber ich musste draußen lassen um mit dem km Stand einen Hoffnungsschimmmer zu haben.
Ich war so froh in das Dorf einzufahren und stakste etwas steif in das erstbeste Hotel und nach der Frage, ob sie warmes Wasser haben direkt unter die Dusche. Ich bitte um Verzeihung dass es von dieser Episode keine Bilder gibt.
Nach vielen Stunden Schlaf verhöhnte mich der Canyon am nächstem Tag auch noch mit strahlend schönem Sonnenschein. Aber das soll mir recht sein 😊