Heute also ausschlafen, sich organisieren und dann Pokhara etwas genauer erkunden. Eigentlich wollte ich ganz entspannt frühstücken gehen und dann mit dem Sightseeing – ganz voran der world peace Pagoda – anfangen. Aber mein Host weißt mich drauf hin, dass später Wolken aufziehen und die Berge verhüllen…ich soll lieber ganz schnell hinfahren. Na dann mit leerem Magen mal los.
Die Pagode thront auf einem Berg des gegenüberliegenden Seeufers.

Sie wurde errichtet, um die Reliquien von Lord Shakyamuni Buddha zu ehren. Sie steht für Frieden, Mitgefühl und Gewaltlosigkeit.
Die Idee stammt von der japanischen Organisation Nipponzan Myohoji, die nach dem Zweiten Weltkrieg begann, weltweit Friedenspagoden zu bauen. Die Pagode in Pokhara wurde 1973 begonnen, jedoch von der Regierung zunächst zerstört. Trotz dieser Rückschläge hielten die Mönche an ihrem Glauben fest. Nach vielen Jahren des Wiederaufbaus wurde die Pagode schließlich 1999 fertiggestellt – als Symbol für Frieden, Hoffnung und die Verbindung zwischen Japan, Nepal und der Welt
Auf dem benachbarten Hügel geht es dann mit dem Hinduismus weiter. Dort wacht Shiva über denn See.
Die Darstellung ist voller Symbolik.
Die blaue Haut ist das Symbol für Unendlichkeit und das kosmische Bewusstsein. Denn beim sogenannten Samudra Manthan (dem kosmischen Quirlen des Ozeans) kam ein gefährliches Gift (Halahala)/Schlange hervor, das die Welt zu zerstören drohte. Um alle Wesen zu retten, trank Shiva dieses Gift und hielt es in seiner Kehle fest – deshalb wurde sein Haut blau.
Der Trishula (Dreizack) – steht für Schöpfung, Bewahrung und Zerstörung.
Der Mond und Ganga im Haar sind Zeichen seiner Kontrolle über Zeit und die lebensspendenden Kräfte.
Der Tiger symbolisiert Macht, Begierde und wilde Energie – alles Kräfte, die der Mensch schwer kontrollieren kann.
Dass Shiva auf dem Fell sitzt, zeigt:
Dass er die animalischen Triebe gemeistert hat.
Dass er das Leben und die Naturkräfte beherscht, anstatt von ihnen beherrscht zu werden.
Die Meditative Pose ist Ausdruck von Ruhe und transzendenter Energie.
Er wird also nicht nur als Gott der Zerstörung, sondern als Schützer und Bewahrer des Gleichgewichts im Universum dargestellt – kraftvoll, ruhig und grenzenlos in seiner Hingabe.
Alle Hinduisten hier sind auf jeden Fall sehr begeistert. Und man sieht sie mit versd. Gesichtsverzierungen.
Die Asche im Haar soll an Vergänglichkeit erinnern (alles vergängliche wird zu Asche) und spirituelle Reinheit bringen.
Der Punkt (Bindi), markiert das dritte Auge – das Auge der Erkenntnis, das Illusion und Unwissen verbrennt.
Manchmal sind es auch drei horizontale Linien mit einem Punkt. Die drei Linien stehen dann für die drei Fesseln, die der Mensch auf dem Weg zur Befreiung ablegen muss, Ego, Unwissenheit und Karma (i.S.v. die Anhaftung an die Folgen eigener Taten).
Nach so viel neuem lernen, gönne ich mir erstmal einen traditionellen Tee. Der wird aus diesem Tontöpfen geschöpft und in einem Metallbecher, der in der Glut erhitzt wurde, gegossen. Dort kocht er kurz schäumend auf und wird dann in einen Tonbecher gegossen.
So gestärkt geht es zum nächsten hinduistischen Highlight. Dem Gupteshwor Mahadev Cave.
Einer Höhle mit Wasserfall direkt unter der Stadt. Da er mitten in der Stadt in einem beschäftigen Viertel ist, könnte man den Eingang fast übersehen. Auch das Tor wirkt wie ein Eingang zu einem Markt. Und tatsächlich muss man auch erstmal an zahlreichen Ständen vorbei.
Dann kommt aber der spektakuläre Eingang mit der Wendeltreppe in die Tiefe.
Unten angelangt wartet in enger und feuchter Atmosphäre (nichts für jmd mit Klaustrophobie) ein Tropfstein, der als Shiva verehrt wird (keine Fotos erlaubt) und separat in einer kleinen Höhle Kamadhenu, die heilige Wunschkuh aus der hinduistischen Mythologie. Sie gilt als Ur-Mutter aller Kühe und steht für Fülle, Fruchtbarkeit und Versorgung.
Laut Mythologie entstand sie beim „Milchmeer-Schöpfungsmythos“ (Samudra Manthan) und konnte alle Wünsche erfüllen – deshalb wird sie „Wunscherfüllende Kuh“ genannt. Mystischer weise tropft aus dem Euter tatsächlich manchmal, nicht wie im Rest der Höhle, wasser sondern eine weiße milchige Flüssigkeit. Man zahlt an einen Typen 20 Rupien und bekommt eine Murmel. Diese wirft man direkt neben ihm in ein Rohr. Dann darf man einen gelben Zettel an sie kleben und über den Euter streichen. Und sich durchs Haar fahren.
Dann geht es noch weiter hinab. Auch dort stehen zwei kleine Figuren, bei denen Geldopfer gebracht werden. An manchen Stellen fahren die Besucher über den Stein und machen eine Art Begkreuzigung.
Den eindrucksvollen unterirdischen Wasserfall gab es auch noch, aber war einfach nicht gut zu fotografieren. Aber die Atmosphäre war eindrucksvoll. Hab sowas noch nicht gesehen gehabt.
Wieder an der frischen Luft braucht es nach der ganzen Spiritualität erstmal etwas irdische Ausgelassenheit. Nachdem die Wiesn ja auch schon wieder ein Weilchen her ist, kommt das Pokhara Disneyland mit den allerneusten Fahrgeschäften.gerade recht.
Gibt auch noch andere tolle Fahrgeschäfte, aber ich lass es dabei bleiben.
Abends gibt’s noch etwas zu essen, live Musik und Glücksspiel (geschäftstüchtig der Kleine) n der Seepromenade.