Bearded Man

Loy Krathong & Li Peng – das Lichterfest

Es ist soweit! Es ist der Abend des Vollmonds im 12. Monat des traditionellen thailändischen Lunisolarkalenders. Und das heißt die faszinierendsten Festivals Thailands – das Loy Krathong und das Li Peng – finden statt.

Loy Krathong ist ein Fest der Dankbarkeit und des Neubeginns, bei dem Wasser eine zentrale Rolle spielt. „Loy Krathong“ bedeutet „schwimmender Korb“: Loy heißt „schwimmen“ und Krathong ist ein kleiner, lotusförmiger Behälter, der traditionell aus Bananenblättern gefertigt wird und mit Blumen geschmückt wird.

Das Fest hat hinduistische und buddhistische Wurzeln. Es wird oft als Geste des Dankes an die Flussgöttin Phra Mae Khongkha gefeiert, für ihre lebenswichtigen Wasserressourcen. Gleichzeitig symbolisiert es die Bitte um Vergebung für Umweltverschmutzung und vergangene Fehler. Also aktueller den je.

Es gibt zahlreiche Stände in der Stadt, an denen man Krathongs in unterschiedlichen Formen und Farben kaufen kann. Die Bananenblätter werden dabei kunstvoll wie Origami gefaltet.

Ich möchte natürlich auch ein Krathong in den Fluss Mae Nam Ping zu Wasser lassen und nehme an einem Bastelworkshop teil, bei dem man es selbst bauen kann. Am Anfang ist die Lehrerin Fa zwar etwas skeptisch, was ich da fabriziere, aber am Ende ist es doch ganz ansehnlich geworden.

Neben den Krathongs werden auch einfach Bambus und Bananenblätter mit einer Kerze in den Fluss gesetzt. Die werden von den Mönchen am Tempel verkauft körbeweise verkauft. Und wirklich jeder macht mit. Familien, Mönche ganze Freundeskreise und auch pubertierende Jugendliche setzen ihre Schiffe in den Fluss. Dadurch entsteht ein konstanter Strom an leuchtenden Punkten im Fluss und es gibt eine wunderschöne Atmosphäre.

Das Loslassen eines Krathongs symbolisiert übrigens das Freilassen von negativen Gedanken, Sorgen und Sünden, um einen Neuanfang zu wagen. Man glaubt, dass ein Krathong, dessen Kerze lange brennt, Glück für das kommende Jahr bringt. Und meine Kerze brennt sehr lang und verschwindet am Horizont.

Es finden auch Prozessionen statt, bei denen Krathongs, Wagen und Laternen durch die Stadt ziehen.

Die Laternen gehören zu dem Li Peng Fest, welches mittlerweile mit dem Roy Krathong mehr oder minder verschmolzen ist.

Das Li Peng ist vor allem für das Steigenlassen von Himmelslaternen (Khom Loy) bekannt. Diese Laternen bestehen aus Reispapier und werden mit einer kleinen Flamme erhitzt, die sie in den Himmel trägt.

Das Loslassen der Laternen symbolisiert das Freisetzen von Negativität und das Begrüßen von Glück und Wohlstand. Jede Laterne trägt Wünsche für die Zukunft in den Himmel.Vor dem Steigenlassen der Laternen sprechen Gläubige oft ein Gebet, und es ist üblich, spirituelle Wünsche mit der Laterne in den Himmel zu schicken. Entweder in dem man sie auf die Laterne schreibt oder spricht oder in Gedanken hält, wenn man sie steigen lässt.

Da in diesem Jahr zum ersten Mal das Steigenlassen von Laternen in der Stadt verboten ist, wird wohl noch mehr als sonst Feuerwerk gezündet. An jeder Ecke kann man mehr oder weniger professionelles Feuerwerk kaufen. Es knallt einfach durchgehend. Wie Silvester nur 2 Nächte durchgehend.

Außerhalb der Stadt findet das Laternen steigen lassen, natürlich trotzdem statt. Man kann für 100 Euro ein Ticket für eine Veranstaltung kaufen, aber wesentlich besser ist es das ganze an einem der umliegenden See auf traditionelle Weise mit den Einheimischen zu begehen.

Schon von einiger Entfernung sieht man einen Highway aus Laternen den Himmel empor steigen. Wie ein nie enden wollen der Strom steigen mehr und mehr Laternen auf. Am See selbst herrscht eine ausgelassene Atmosphäre und auf jedem Zentimeter werden Laternen aufgefaltet und gestartet. Die Atmosphäre ist überwältigend schön.

Wenn man es schafft seine Laterne durch den Ring steigen zu lassen, wird das mit großem Beifall belohnt.

Was mir auffällt ist, dass es bei der ganzen Veranstaltung keine Polizei, Absperrgitter, Security, Taschenkontrollen oder etwas ähnliches gibt. Trotzdem verläuft alles in vollkommen geordneten Bahnen.

Einer meiner FlipFlops ist bei der ganzen Sache leider kaputt gegangen. Aber wer hätte es gedacht…das mit dem Glück funktioniert und ein paar Meter weiter gibt es überraschenderweise einen Straßenstand, welcher FlipFlops in meiner Größe hat. Und das in Asien 😀 Der verbleibende eine FlipFlop wird sogar in Zahlung genommen! Keine Ahnung was er damit machen will 🙂

Den Abend lasse ich in einer Bar auf einer Dachterrasse mit Blick über die Stadt ausklingen, damit etwas Heimgefühl aufkommt :). Der Besitzer sagt es wäre eine der nur 7 Dachterrassen in der Stadt.

Auf dem Heimweg zieht mich ein sehr altes Haus an, an welchem ich zufällig vorbei komme. Innen treffe ich Kamon. Er ist eigentlich schon im Ruhestand, aber stellt an seinem kleinen Webstuhl immer noch Stoffartikel, hauptsächlich kleine Teppiche her. Sein Sohn, der in Hörweite daneben steht, kann schon einiges, aber ist noch nicht so gut wie er selbst, lässt er mich wissen. Außerdem erzählt er, dass das Haus 150 Jahre alt ist. Die Ausstrahlung merkt man direkt.

Meine Unterkunft ist zwar nicht ganz so alt, aber gehört auch zu einem der traditionellen Häuser der Altstadt und ist ganz aus Holz gebaut.

Nach dem Trubel geht es als Ausgleich am nächsten in den Wald auf den „Monks Trail“. Der malerische Wanderweg durch den Dschungel führt zu den historischen Tempeln Wat Pha Lat und dem Wat Phra That Doi Suthep (einem der heiligsten Tempel Thailands) im Doi Suthep Nationalpark. Der Legende nach trug ein weißer Elefant eine heilige Reliquie auf den Berg, trompetete dreimal, kniete nieder und verstarb an dieser Stelle. Dies wurde als göttliches Zeichen gedeutet, den Tempel dort zu errichten. Die ganze Szenerie ist beeindruckend, man fühlt sich wie in einem Indianer Jones Film.

Nach den sehr eindrucksstarken  Tagen geht es für mich nun aber zum Flughafen, wo ich von diesem netten Kerl zu meinem Flug auf die abgelegene Insel Ko Lipe gebracht werden.

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