In der Früh die Sachen gepackt, um auf dem Rückweg nach Vientine weiter zukommen.
Gerade als ich losfahren will und der Motor schon läuft kommt ein Mann zu mir und hält ein Pläuschen. Yang ist schon etwas älter spricht aber ausgezeichnet Englisch. Sein Vater war Bürgermeister des Städtchens und als der Vietnamkrieg kam sind sie in die USA gezogen. Nun ist er aber zurück weil die Landschaft und das Leben hier schöner ist und er eine Eco-Kaffee-/Erdbeer-Farm und Ressort eröffnen möchte. Ich bespreche mit ihm auch meine Pläne für die Weiterfahrt und er rät mir lieber einen anderen Weg zu nehmen, da mein geplanter nur in einer unspektakulären Schlucht entlang führe.
Seine Route geht den 2. höchsten Berg hinauf und nach einem Stück schlechter Straße gibt es „beautiful“ Landscape. Und die Strecke würde genau so lange dauern.
Er ist sogar so nett und zeichnet mir einen Plan und schreibt auf Lao drauf wo ich hin will.
Der Zettel sollte noch wichtig werden ?
Nun ja ich überlege hin und her, weil meine Route mir schon sehr gefallen hat, aber auf der Karte sahen beide Straßen ähnlich aus und man soll ja auf die Einheimischen hören…
Die Straße als schlecht zu bezeichnen ist eine Farce. Es war keine Straße – es war die anspruchsvollste Offroad Strecke, die ich je gefahren bin.
Anfänglich ging es noch laotisch normal los
Wurde aber dann schnell so schwierig, dass an Landschaft schauen oder Fotos machen nicht mehr zu denken war.
Das führte leider auch zu einem Rutscher in eine der Spalten auf einem besonders haarsträubenden Stück. Das Moped also rausgehievt um festzustellen, dass sich unglücklicherweise die Fußraste so unter die Hinterradbremse verbogen hat, dass beides unbrauchbar wurde. Die Fußrasten braucht man, aber zum feinjustieren beim Lenken und die Hinterradbremse ist gerade im Offroad Gelände bergab immens wichtig.
Und es waren erst 10% der Strecke geschafft ? Hilft ja nix, also nur noch mit der Vorder- und Motorbremse gearbeitet ?
Den Fuß hab ich auf die Raste vom Sozius hingewinkelt, fürs Knie nicht optimal, aber iwo muss er ja hin.
Die Landschaft war, wie er versprochen hatte, auch wirklich schön.
Es wurde nur immer menschenleerer und die Dörfer immer rustikaler.
Anderen Verkehr auf der Strecke gab es eh iwie fast nicht mehr, aber google maps und GPS bestätigten, dass ich immer noch auf der richtigen Straße bin.
Die Straße bei Google
Ein guter Abschnitt des Weges in der Realität.
Ich fragte auch mit dem Zettel immer mal wieder nach dem Weg, auch weil das ein guter Einstieg für ein paar Fotos mit den Menschen war.
Es konnte aber wohl keiner von ihnen lesen. Also weiter gefahren auch wenn ich nach dem Verschwinden des letzten kleinen Dorfs im Rückspiegel
und 2 Fluss Durchquerungen und einigen kleinen Pfaden, auf denen eh nur noch Motorräder weiterkommen so skeptisch war wie dieser kleine Mann.
Mittlerweile war es 13 Uhr, das Wasser war leer, ich hatte zwar noch Reservebenzin, aber wenn jetzt hier nochmal was mit dem Motorrad ist, wäre ich ziemlich aufgeschmissen. Könnte es nur zurücklassen. Das letzte Dorf war schon etwas weg und selbst dort gab es ja nichts.
Als Google Maps dann noch behauptete die Straße ginge ganz sicher bergauf durch ein ausgetrocknetes Flußbett, bei dem wirklich keine Chance bestand es irgendwie hochzukommen, gab es zwei Möglichkeiten. 1. Den Trampelpfad zu meiner rechten weiterfolgen ohne iwelches Kartenmaterial und hoffen, dass er iwann wieder auf den anderen Weg führt oder 2. Umdrehen und mit wie nun klar geworden ist ebenfalls keinem verlässlichen Kartenmaterial durch die Gegend fahren und hoffen.
Ich entschied mich für 2. da auch der Trampelpfad nicht vielversprechend aussah.
Mit einem leicht mullmigen Gefühl und Stossgebeten auf den Lippen, dass das Motorrad doch durchhalten möge also den Weg zurück über Geröll und durch die Flüsse gekämpft.
Endlich wieder zumindest in einem Dorf, mein Glück mit dem Zettel probiert, leider ohne Erfolg.
Bei dem nächsten dann aber ein Hoffnungsschimmer. Wildes Gestikulieren in eine Richtung mit vielen Schlangenlinien und einem großen Bogen. An Entfernungsangaben war natürlich nicht zu denken, aber ich interpretierte es mit irgendwann nach links fahren. Frägt sich halt nur wann ??
Nach weiteren Irrwegen finde ich nach einiger Zeit einen Weg, der zu einem rießigen und wie es scheint verlassenen Staudamm mitten im nirgendwo mit zwei ebenso verlassenen Stollen, die in einen Berg führen. Es wirkt skuriell und irgendwie so als hätte man auf einen Schlag einfach alles fallen gelassen und hätte sich auf und davon gemacht. Der eine Stollen ist nach einigen Metern zu und bevor ich den anderen untersuchte dem entscheide ich, dass ich ja eigentlich eh schon genügend Probleme habe ? Die Straße wurde von dort an auf jeden Fall wieder besser.
Der Staussee ist ebenfalls riesig. Und nach etwas Fahrt komme zu einem Punkt wo der Stausee sogar wieder nach Zivilisation aussieht.
Am Ufer sind 5 Kinder die neben einem Boot im Wasser spielen. Als ich mich nähere springen sie alle in das Boot und nehmen reißaus. Ich beschließe mich auch mit einem Sprung in das Wasser des mysteriös idylischen Sees abzukühlen. Die Kinder beobachten mich im Boot vom anderen Flussufer. Als ich weiterfahren kommen sie wieder herüber.
Der Rest der Fahrt ist auf der sarkastisch guten Straße bis in die Zivilisation ein Kinderspiel. In der nächsten Stadt lasse ich das Motorrad reparieren und finde heraus warum die Werkstätten vorher die Übersetzung nie verstanden haben. Anscheinend werden alle Werkstätten aus irgendeinem Grund von Vietnamesen betrieben. Der gute Mann wollte für Die Reparatur, Luftfilter reinigen und Kette ölen nicht mal Geld (hatte ich in Vietnam ja auch schon paar Mal erlebt) er bekommt aber trotzdem welches.
Nun ist die restliche Fahrt nach Pakxan ein Klacks und geht vorbei an nicht weniger schönen Landschaft.
Ich bin auch froh, dass ich nicht mit einem Infusionsständer aus Holz auf einem Roller in den Sonnenuntergang fahren muss.
In Pakxan ist zufälligerweise ein richtig großes Fest zum 70. Gründungstag der laotischen Armee und ich werde komisch beäugt, weil ich in der Masse alle um 2 Köpfe überrage.
Es gibt Snacks, Aufführungen, sogar eine Hüpfburg und laotisches Roulette.
Nach dem Tag nehme ich mir vor beim Abendessen nicht zu sparen und ggf. sogar was teueres zu bestellen. Also freie Auswahl…