Am nächsten Morgen geht’s hundemüde frühmorgens in den angrenzenden Chitwan Nationalpark.

Mein Host aus der Unterkunft erzählt mir, dass durschnitlich in seinem Dorf 3 Personen pro Jahr vom Tiger oder Krokodil gefressen oder vom Rhino getötet werden. Hauptsächlich Personen, die im Park Holz oder andere Sachen sammeln. Er selbst ist als Kind früher in dem Fluss geschwommen, wo gerade die Krokodile liegen.
Ein kleines Boot, das aus einem einzelnen Baumstamm gefertigt ist, bringt mich rüber auf die Seite des Nationalparks.
Ich hoffe ja sehr einen der 125 Tiger sehen zu können. Aber durch den vielen Regen, ist die Vegetation zu dicht. Außer einem Nasshorn, ein paar Affen und einem Krokodil sowie einem Reh! War nichts zu entdecken.
Dafür gab’s dann in der Krokodil Aufzuchtstation noch mehr Krokodile zu sehen und vor allem zu sehen, dass die eine sehr lustige Schnauze haben. Wirken iwie nicht so gefährlich und als ob sie damit jmd. Fressen könnten.
Mein Plan ist weiter ganz nach Westen zu fahren. Dort ist DER Nationalpark für Tiger. Das sind dann wieder 6 h Fahrt, eine Übernachtung in einer Transitstadt und dann nochmal 6 h Fahrt. 1 Tag Safari um evtl. Einen Tiger zu sehen (wahrscheinlich aber eher nur Spuren) und dann 2-3 Tage zurück nach Kathmandu… Klingt alles sehr stressig und ich fühle mich iwie nicht wohl bei dem Gedanken. Daher mache ich mal etwas ganz verrücktes und beschließe, es ruhig angehen zu lassen…
Ich fahre nur 2 h in das Bergdorf Bandipur. Schon am Beginn der Fahrt fühle ich mich total wohl mit dem Entschluss. Kein ewiges dahin fahren und hetzen. So fahre ich ganz entspannt einfach dahin und die Straßen sind auch wunderbar.
Auf einem sattgrünen Bergrücken liegt Bandipur, rund 1.030 Meter über dem Meeresspiegel. Der Name stammt aus der Sprache der einheimischen Magar-Ethnie: Ban bedeutet Wald, Di Wasser, Pur Ort — also etwa „Ort mit Wald und Wasser“.
Vor hunderten Jahren war das Gebiet von Magar-Dörfern besiedelt; still, abgeschieden.
Dann kam Bewegung in das Dorf: Im 18. Jahrhundert wanderten Händlerfamilien der Newar-Gemeinschaft aus dem Kathmandu-Tal (und speziell aus Bhaktapur) hierher, sahen den strategischen Vorteil dieses Bergsattels und legten los.
Sie machten Bandipur zu einem wichtigen Zwischenstopp auf der alten Handelsroute zwischen Indien und dem Himalaya/Tibet: Salz, Kräuter, Metalle, Leder – alles ging über Bandipur hinaus in die Berge und zurück.
Dann wurde die neue Straße gebaut, die auch ich gefahren bin und Bandipur wurde überflüssig. So blieb es eingefroren in der Zeit. Ein wahres verstecktes Juwel.
Am Fuß der Stadt sind die Zustände noch etwas ärmlich…
Wenn man den Wachhund, aber hinter sich gelassen hat, kommt in der Altstadt aber das Gefühl eines europäischen Bergdorfs mit nepalesischem Einschlag auf.
Die Abendsonne, taucht die Bergkette zum Abschluss des Tages in ein magisches Licht. Ich bin sehr froh über die Entscheidung hier her gefahren zu sein..