Nebel hängt über dem niedrigen, aber dichten und großflächigem Wald, aus dem an allen möglichen Stellen, scheinbar wahllos Stupas und Pagoden herrausspitzen.
Als die Sonne dann langsam aufgeht und ihre ersten Strahlen auf den Wald wirft entsteht eine mystische Atmosphäre.
Mit etwas Licht wird auch erst deutlich wie unglaublich groß das ganze Areal ist.
Das dann noch unzählige Heißluftballoons zu ihrem Flug starten und lautlos gemeinsam über die Tempellandschaft schweben ist dann noch das Sahnehäupchen.
Mit über 2.000 Tempeln ist Bagan eine der größten archäologischen Stätten.
Warum es soviele sind, lässt sich leicht mit der Religion erklären. Denn hier ist das optimale Mittel, um die im Leben so begangenen Sünden vor dem Tod auszugleichen und so im nächsten Leben nicht als Ratte wiedergeboren zu werden – genau der Bau einer Pagode. Wenn es im nächsten Leben dann vielleicht auch noch die Erleuchtung und Ausstieg aus dem Kreislauf der Wiedeegeburten sein darf muss sie halt entsprechend groß sein.
Und die Bewohner von Bagan hatten wohl einiges auf dem Kerbholz, schließlich bedeutet „Bagan“ soviel wie „Zerbrecher der Feinde“. Da musste natürlich einiges gebaut werden, ein gutes Beispiel dazu später.
Achja für die Mehrheit, die sich einen eigenen Bau nicht leisten konnte, blieb eine Beteiligung an der Renovierung, eine Spende oder Vergoldung durch Blattgold von einzelnen Elementen.
Daher wird hier in den Tempeln auch fleißig Blattgold in kleinen Packungen verkauft.
Beim Thema Gold kommen wir auch direkt zur vergoldete Shwezigon Pagode wurde vom König Anawrahta im Jahr 1059 errichtet. Er hat extra Reliquien Buddhas nach Bagan bringen lassen, um den Buddhismus in seinem neu geschaffenen Großreich zu etablieren. Besonders toll dabei das Stirnband Buddhas. Und wie findet man den richtigen Ort für ein so wichtiges Bauwerk? Richtig, man bindet die Reliquien auf einen Elefanten und da wo sich dieser hinlegt wird gebaut! Im Fall der Shwezigon Pagode wollte der Elefant wohl ans Wasser, sie liegt zumindest unmittelbar am Ufer des Ayeyarwady.
Der Fluss ist aktuell, wegen der Trockenzeit etwas schmal, aber man kann am Ufer die normalen Ausmaße sehen.
Gefühlt ist er hier größer als der Mekong an mancher Stelle.
An einer Stelle entdecke ich einen ausrangierten Schaufelraddampfer.
Ganz verlassen ist er aber nicht, 1-2 burmesische Familien haben sich darin eingerichtet. Nach einem Lächeln und einem freundlichen မင်္ဂလာပါ (maingalarpar – also dem burmesischen Hallo) sind sie so nett und lassen mich an Board und rumschauen.
Nach ein paar Drinks zur Erholung im Fantasia Garden am Flussufer
und etwas schmökern in George Orwells „Tage in Burma“ (mit freundlicher Unterstützung der Zeitlmann Ltd. – und wo wir gerade bei den Sponsoren sind, die Reiseapotheke – die überraschenderweise bisher noch gar nicht zum Einsatz kommen musste – wurde diesmal von dem Isar-Amper-Klinikum München Ost bereitgestellt ?) geht die Sonne unter und ich beobachte ein paar junge Fischer wie sie die Netze einholen.
Gefangen haben sie quasi nichts. Jon, der ausgewanderte Besitzer vom Fantasia Garden erzählt, dass die Einheimischen die hiesigen Fischgründe total überfischten. Es jedes Mal weniger wird und bald gar nichts mehr da ist. Das liegt wahrscheinlich an der burmesischen Küche, den die kleinen Fische werden nicht zurück ins Wasser geworfen, sondern zu Fischsouce verarbeitet. Dadurch können Sie natürlich gar nicht erst wachsen.
Obwohl ich schon vor Bagan, etwas Tempelmüde war – irgemdwie ist es ja doch immer das gleiche ? – muss ich jeden morgen um 5 Uhr aufstehen, weil ich den Gedanken nicht aushalte, diese sepktakulären Sonnenaufgänge zu verpassen. Zwischendurch entscheide ich mich aber auch mal die Starts der Ballons anzuschauen. Ich glaube ich muss auch so einen Flug machen.
Ich hab natürlich alle 2.000 Tempel angeschaut ?
Einer davon ist gar keiner ?
will euch aber nicht mit unzähligen Bildern von all diesen langweilen. Daher hier nur derjenige mit einer interessanten Geschichten:
Die des Dhammayan Gyi Temple ist allerdings etwas grausam.
Nachdem König Narathu seinen Vater umgebracht hatte, um an die Macht zu kommen, hatte er doch ein etwas schlechtes Gewissen wegen dieser Wiedergeburtssache. Daher schnell 1170 den Dahmmayangyi gebaut.
So richtig gelernt hatte er aus der Sache aber nicht – die Legende besagt er war ein so grausamer und perfektionistischer Bauherr, dass er die Maurer hinrichten ließ, wenn es ihm gelänge eine Nadel zwischen die Bausteine zu zwängen. Und tatsächlich wirkt das Mauerwerk hier dichter als bei den anderen Tempeln.
Leider kann man die einstige Pracht der Ziegelbauten heute nur noch schwer erahnen. Die Wände waren über und über mit Verziehrungen und Geschichten bedeckt. Das muss eine erstaunliche Atmosphäre geschaffen haben. Leider wurde vieles durch Erdbeben oder Hobbyarchäeologen zerstört.
Bei manchen Gebäuden sieht man aber noch Überreste von der Bemalung – genau diese dürfen dann aber nicht fotografiert werden ?
Und hier noch in paar Impressionen aus dem Alltag.
Geheiratet wurde auch mal wieder. Man gibt das Geldgeschenk am Eingang ab und „kauft“ dafür dann einen Fächer.
Daneben wurde die Straße erneuert.
Der Straßenbau geht folgendermaßen von statten. Der Sand wird platt gewalzt, eine Schicht aus größeren Steine wird darauf gelegt, dann sieben Frauen feineren Kies als nächste Schicht und darauf kommt dann eine Schicht Teer (am heimischen Herd warm gemacht ?).
Auch die Mönche schauen sich die Pagoden an und nutzen Smartphones ?
Als ich dann wirklich mal genug von der Tempellandschaft hatte, bin ich zum Mount Popa gefahren. Einem vormals aktiven Vulkan knapp eine Stunde von Bagan entfernt.
Dort werden Nats, also Geister/Dämonen von Myanmar verehrt.
Auf einem kleinen Berg gegenüber, dem Mount Taung Kalat, steht der entsprechende Tempel.
Dort gibt es dann auch keine Buddha Statuen mehr, sondern lauter sehr realistisch, aber auch merkwürdig anmutende Figuren.
Merkwürdig sind auch die Dinge, die bei den Ständen von den Einheimischen angepriesen werden.
Dazwischen laufen ein Haufen Affen herum, die fleißig von den Einheimischen gefüttert werden. Die schauen dann schon mal blöd aus der Wäsche, wenn sie nichts bekommen.
Wenn nicht die Affen gefüttert werden, üben sich die Einheimischen in der Nationalsportart Chinlone. Dabei muss der Holzball möglichst kunstvoll in der Luft gehalten werden.