Da sich die Situation ja eher zu verschlechtern statt zu verbessern scheint, möchte ich in die nächst größere Stadt Arequipa fahren. Ich kann bei der lokalen Polizei tatsächlich eine Ausnahmegenehmigung bekommen. Ganz verstehe ich sie nicht, aber im besten Fall bedeutet sie, dass ich 15 Tage in dem ebenfalls Arequipa genannten Bezirk herumfahren kann 🥳

Also am nächsten Morgen nochmal mit einem reichhaltigen Frühstück gestärkt bevor es losgeht. Während des Frühstücks wird im Fernsehen gezeigt, wie die Polizei in Lima einen Mann anhält und sein Motorrad beschlagnahmt 🙈 ist das ein schlechtes Omen?
Ich wage es trotzdem. Die Polizei der ich auf dem Weg begegne hält mich nicht mal an. Auf dem Dorf ist halt noch alles gut 😊 Der Weg ist daher auch gewohnt schön und ich treffe neue Freunde.



Was man vorab sagen muss. Ich konnte aus zwei Wegen nach Arequipa wählen. Den Canyon weiterfahren und eine neue Strecke sehen oder den selben Weg, den ich gekommen bin zurückfahren. Ganz gegen meine Natur nehme ich den Weg den ich gekommen bin, da ein Einheimischer mir von der anderen Strecke abrät und diese auch eine halbe Stunde länger ist. Ich möchte ja auch nicht zu spät bei der Honorarkonsulin ankommen, die mich netterweise zu sich eingeladen hat – sollte ich es nach Arequipa schaffen – was sie stark bezweifelte.
Ob das nun gut oder schlecht war wird sich zeigen. Den der selbe Weg heißt natürlich auch wieder über diesen schrecklichen Berg zurück 🙈 Gut es früher am Tag und wärmer, daher bin ich sogar zuversichtlich.
Aber als ich dem Berg näher komme zieht es natürlich zu und durch die Höhe wird es auch kälter. Aber immer noch bei weitem nicht so schlimm wie auf dem Hinweg, so dass ich die Chance nutze und diesmal wenigstens Fotos von der Landschaft machen kann. Auch wenn diese bei diesem besseren Wetter nicht so bedrohlich wirkt wie auf der Hinfahrt. Aber dennoch menschenfeindlich, man kann es sich vielleicht vorstellen wie es im dunklen bei Eisregen gewirkt hat.




Und auch einen alten Bekannten sehe ich. Rechts im Bild. Quasi ein Dejavu von der Hinfahrt nur dass diesmal das Wetter und die Atmosphäre nicht so dramatisch ist. Aber denke man kann sich die skurrile Situation auf der Hinfahrt jetzt besser vorstellen.


Diesmal bleibe ich aber stehen und mach ein näheres Bild.

Ab dem Zeitpunkt, wurde das Wetter dann wieder rapider schlechter. Nebel, dass eigentlich gar nichts mehr zu sehen war. Regen der wieder völlig durchnässte und selbst wenn es jetzt bergabging, war es durch die Nässe kalt. Aber okay immer noch weit besser als bei der Hinfahrt. Wenn nur nicht die Straße in Richtung dieser pechschwarzen Wolken führen würde.
Und dann krachte es und ein Blitz zuckte durch den Himmel. Gewitter in den Bergen. Weite leere Fläche und ich auf einem großen Stück Metall 🙈 Und so ein Motorrad ist nun mal auch kein faradayscher Käfig. Weiterfahren oder anhalten? Aber was hilft es anzuhalten, Schutz gibt es eh keinen und das Gewitter sieht auch nicht aus als ob es bald vorbei geht. Also weiter aber mit leicht mulmigem Gefühl.
Irgendwann bin ich aus der Gewitterzone und ich atme durch. Wieder nass und durchfroren neigt sich der Tank dem Ende und iwie gibt es entgegen der Planung nicht mal die Spur einer Tankstelle. Ich hab noch Benzin für ca. 30 km und es sind noch 100 km bis zum Ziel. Um mich herum nichts und die Karten machen auch keine Hoffnung. Nicht mal die Weltreisende App (iOverlander), die sonst sogar Stellen kennt wo Einheimische aus Flaschen Benzin verkaufen weiß Rat.
Dann kurz vor Ultimo kommt zum Glück eine Ansammlung an Teestuben für Trucker. Ich frage nach Benzin, aber keiner hat was. Dann bei der sechsten Stube, hat eine ein Fass. Ich verstehe den Preis nicht, er ist mir aber auch sowas von egal. Zittern wärme ich mich vor der Durchreiche der Stube stehend mit Tee. Wegen dem Coronavirus lässt die Frau niemanden in die Stube 🙈 der Tee hilft etwas aber der Wind pfeift so, dass es kein langes Aufwärmen geben wird. Ich lasse mir eine Plastikflasche mit heißem Wasser füllen und stecke diese als Wärmflasche unter meine Jacke.
Als nach weiteren km am Horizont ein mysteriöses Gebilde in der nebligen Landschaft zu erkennen ist, habe ich Hoffnung dass das vielleicht schon Arequipa ist, auch wenn es eigentlich gar nicht sein kann und die Szenerie wie ein Computerspiel entsprungen wirkt.

Als ich näher komme wird klar es ist eine Betonfabrik, die einsam in der Landschaft steht.
Schlussendlich schaffe ich es nach Arequipa und die Kontrollen werden strikter, wobei ich erst im Stadtinneren wirklich aufgehalten werde. Dort aber sehr rüde, man lässt mich aber mit der Sondergenehmigung weiterfahren. Alles ist wie ausgestorben und die Honorarkonsulin staunt nicht schlecht als ich vor Ihrer Tür stehe.
Wir haben ein netten Plausch und sie bietet mir an, dass ich das Motorrad im Notfall auch länger in ihrer privaten Garage parken kann. Zumindest ein Backupplan.
Es geht weiter zum Hostel. Das erste hat plötzlich als sie erfahren, dass ich aus Deutschland bin, doch kein Zimmer mehr frei. Dass schon 20 Tage in Peru bin interessiert sie nicht.
Aber ich finde noch eins mit schönem Blick von der Dachterrasse auf die Stadt mit ihren Vulkanen, dem 5822 m hohen Misti, den 6057 m hohen Chachabi und den kleineren und entfernteren Picchu Picchu.

Aber die Stimmung ist wegen dem eingesperrt sein etwas gedrückt. Besonders als es in den Medien heißt, die peruanisch Regierung lässt bis Ende April keine Rückholflieger zu 🙈 Wir lassen aber den Kopf nicht hängen und lenken uns mit lustigen Spielen ab.

Ein Kommentar
Ich bewundere Dich und Deine Ausdauer und Wie Du so schwierige Situationen meisterst . Chapeau 😘