
Am nächsten Morgen treffe ich den Engländer Paul beim Frühstück. Er ist 76 und ebenfalls passionierter Motorradfahrer, sogar schon bis Sibirien gefahren. Als ehemaliger Arzt kommt er nun aber 4x im Jahr hier her, um ein Monat lang in einem Massei Dorf zu leben und die Einwohner medizinisch zu versorgen. Morgen kauft er eine Ziege, packt die in der Türkei gekauften Medikamente (ist günstiger) in seinen PickUp Truck und fährt mit den Massei, die an dem Tag wegen dem Markt in das Örtchen kommen zurück in ihr Dorf.
Für mich geht es aber heute die C103 weiter entlang. Ich habe bei der Angestellten im Hotel nachgefragt, ob ich auf dieser durch den Tsavo Nationalpark auf die Mombasa Road fahren kann. Sie hat rumtelefoniert und die Rückmeldung gegeben „Es ist gefährlich, aber es geht“. Das stimmt doch zuversichtlich.
Ich fahre los, werde aber nach kurzer Zeit von einem Viehmarkt aufgehalten.

Für langes schauen ist aber keine Zeit, also weiter. Die Straße ist nicht asphaltiert, aber wesentlich besser alles was die letzten Tage da war. Allerdings muss man entweder über 50 fahren, um über die Rillen zu fliegen (was bei überraschenden Hindernissen, Sand, o.ä. ungünstig ist) oder wird ziemlich durchgeschüttelt. Ich suche alle möglichen platten Fahrmöglichkeiten zu nutzen.

An einem kleinen Dorf mit Lehmhütten mache ich einen Stopp. Als mich die Einwohner bemerken, posieren sie vor der Hütte und ich bekomme eine Führung durch den Dorfchef.





Nach einer Stunde Fahrt komme ich am Gate zum Nationalpark an. Leider heißt es dort, dass entgegen dem Telefonat man nicht mit dem Motorrad durchfahren kann (Gefahr zu groß, dass man gefressen wird). Der Ranger sagt ich muss umdrehen und den ganzen Weg zurück fahren und von dort auf die Hauptstraße. Als er hört wie viel ich schon gefahren bin, telefonieren er und ein Soldat sehr bemüht herum um eine Lösung zu finden. Was also machen??

[ ] A: zurückfahren (3 h bis zum Highway und dann noch mal 3 h auf dem Highway und dadurch in die Dunkelheit kommen)
[ ] B: auf eine Eskorte warte und diese teuer bezahlen
[ ] C: einfach losfahren, weil man sieht, dass die beiden kein Auto haben und darauf vertrauen, dass sie schon nicht schießen werden.
[ ] D: verzweifeln
[ ] E: Zurück bis Kimana fahren und mit Paul am nächsten Tag zum Masei Dorf fahren und sich dort zum Masei Krieger ausbilden lassen.
Ich spiele alle Möglichkeiten im Kopf durch. Die richtige Antwort ist allerdings:
F: Kurz warten bis 3 Deutsche aus heiterem Himmel mit ihrem Landcruiser auftauchen.
Johannes, Marius und Benjamin kommen nicht nur auch aus der Nähe von München, sondern haben sogar ebenfalls alle Handball gespielt. Johannes wohnt sogar neben Schwabing. Zufälle gibt’s…
Die Idee, dass ich nun einfach hinter ihnen herfahre und sie meine Eskorte sind, wird vom Ranger allerdings nicht akzeptiert. Der hat die wahnwitzige Idee, man könnte das Motorrad ja auf das Dach vom Auto zu binden.
Naja die Einheimischen werden es schon wissen. Man sieht ja die abenteuerlichsten Sachen hier. „Machen die wahrscheinlich dauernd so“, denken wir uns. Und so sind Johannes (Data Analyst), Marius (Berater in Kündigung) und Benjamin (Ranger in Malawi) sind bei dem verrückten Unterfangen auf jeden Fall dabei. Sehr sympathisch 😁
Wie sich herausstellt, machen die Einheimischen das allerdings überhaupt nicht dauernd 😅 Bei der praktischen Umsetzung stehen dann doch alle erstmal etwas ratlos da. Das Moped vielleicht doch lieber vorne oder hinten ans Auto binden? Hat überhaupt jmd was zum festbinden? Wie das Moped aufs Dach bekommen? Fragen über Fragen. Stück für Stück bekommen wir im Teamwork allerdings tatsächlich, das Ding aufs Dach. Befestigt wird es mit Draht. Dann stellt sich heraus, dass der Tankdeckel undicht ist. Also den Tank im Liegen auf dem Dach in Wasserflaschen leeren. Was man halt so an einem Montag in Afrika macht.


Also auf zur Fahrprobe – es geht ja nur durch einen Nationalpark ohne richtige Straßen und erstmal bergab.
Aber was will man sagen, das Ding hält. Insgesamt fahren wir 200 km mit dem Projekt.
Da die drei ein paar Nächte im Park zelten wollen, beschließen wir kurzerhand gemeinsam auf Safari zu gehen, zusammen in der Mitte des Parks zu zelten und am nächsten Tag den Rest zur anderen Seite des Parks zu fahren. So viel selbstlose Gastfreundschaft!!! Ich nehme mir vor den Dreien ein Denkmal zu bauen.
Die Stimmung ist großartig und wir haben eine sehr gute Zeit. Die Safari wird, wenn auch nicht mit einem Nashorn 🦏, sogar mit einem Leoparden belohnt.





Und natürlich auch noch ein paar anderen schönen Eindrücken.









Wer ist dabei die wieder aufzubauen und zu betreiben? Die perfekte Lage im Park hat sie auf jeden Fall.
Der Abend wird bei Lagerfeuer und einem großartigen Sternenhimmel – umgeben von Hyänen-Geheule verbracht. Absolut großartig. Am liebsten würde ich mich den Dreien anschließen.
Am nächsten Nachmittag sind wir aber auf der anderen Seite des Parks und heben das Motorrad wieder runter. Als eingespieltes Team geht’s das jetzt schon in ein paar Minuten 😁.
Nach einem Abschied, der mir wirklich schwer fällt, geht es weiter und ich hoffe die Drei später in Mombasa wieder zu sehen. Sie sind ja witzigerweise ähnlich lange wie ich unterwegs, wollen auch noch nach Mombasa und fliegen sogar nur mit etwas Unterschied wieder zurück.
Ich fahre bis nach Voi, wo ich eine Nacht schlafe, um am nächsten Tag den Rest bis nach Mombasa fahren zu können. Auf dem Markt wird das Abendessen eingekauft.


