Am nächsten Tag habe ich mich dann auf den weiteren Weg nach Piegon Island an der Ostküste gemacht. Mein Gefühl hat mir zwar gesagt, ich soll noch eine Nacht bleiben, aber da die Wettervorhersage so schlecht war und ich eine Fahrt durch den Regen vermeiden wollte bin ich losgefahren. Es bestand ja die Möglichkeit, dass wenn alles glatt läuft, ich noch vor Einbruch der Dunkelheit ankomme und es nicht wieder eine der unsäglichen Nacht-/Regenfahrten gibt.
Die Fahrt war bis auf etwas Regen und einen riesigen Waran auch recht unspektakulär. Die Warane auf Komodo Island in Indonesien waren nur ein kleines Stückchen größer. Wie ich später erfahre gibt es Recht viele Warane hier auf Sri Lanka.

Ich habe es dann tatsächlich noch gerade so mit Einbruch der Dunkelheit und dem Einsetzen des Regens geschafft anzukommen. Allerdings ohne Hotel dafür mit großem Hunger. Ich dachte mir ich mache es diesmal andersrum als sonst und esse erst etwas bevor ich mir eine Unterkunft suche. Das Essen in einem kleinen Straßenstand war gut und viel, aber wo ich schlafe, wusste ich immer noch nicht. So richtig zugesagt hat mir keine der Unterkünfte, die ich online finden konnte und da es Regen geben sollte, wollte ich es einigermaßen schön haben. Gepflegt, möglichst in der Stadt (damit man beim Regen wenigstens was machen kann), direkt am Strand mit Blick aufs Meer, lokal authentisch, aber mit paar Touris (nicht zu viele) wären auch nicht schlecht und zu teuer durfte es auch nicht sein 😅 Schlussendlich bin ich wohl im schlechtesten Hotel der ganzen Gegend gelandet und habe mich stundenlang mit dem Personal dort streiten müssen.
Schlecht gelaunt bin ich am nächsten Morgen (zumindest bei Sonnenschein) weggefahren ohne richtig zu wissen wohin. Während der Fahrt hadere ich mit mir, ob ich nicht doch bei dem Wikinger hätte bleiben sollen und ob es überhaupt klug war bei der schlechten Wetterprognose hier an die Ostküste zu fahren. Und was soll diese ganze Sucherei von Hotels und Restaurants überhaupt und das ständige Rumfahren. Es gehen mir einige Sachen im Kopf rum und eine kleine Depression ist nahe. Daher unterbreche ich meine Fahrt zu dem nächsten Hotel (das mir auch nicht wirklich zugesagt hat, aber irgendwo muss ich ja schlafen) und biege von der Hauptstraße nach rechts Richtung Strand ab. Die kleine Straße endet übergangslos direkt am Strand. Ein alter Fischer sitzt dort auf seinem Boot und schaut nachdenklich aufs Meer. Wir nicken uns wortlos zu. Ich tue es ihm gleich und wir sitzen da, schauen aufs Meer und hängen unseren Gedanken nach.

Nach einiger Zeit, lasse ich das Motorrad mitsamt Gepäck im Gottvertrauen dort zurück und laufe am Strand entlang. Man sieht, dass einige Häuser nach dem Tsunami 2004 nicht mehr aufgebaut wurden und vor der Erfindung des Einwegplastiks war die Welt auch ein besserer Ort.


Dann taucht vor mir Shangri-La in Form von wunderbaren Strandhütten auf. Ein Mann recht den Strand davor sauber und begrüßt mich mit einem freundlichen offenen Lächeln. Ein anderer pflanzt junge Pflanzen in den Sand. Ein weiterer schält und öffnet Kokosnüsse. Mir ist sofort klar, dass ich meine Bleibe für die nächsten Tage gefunden habe. Der Name Vitamin Sea Beach Cabana ist der abschließende Beweis. Manchmal braucht man einfach Vitamin Sea.



Ich kehre zum Motorrad zurück. Der Fischer ist immer noch dort, wirkt aber auch heiterer. Wir heben jeder wortlos die Hand zur Verabschiedung und ich fahre mit dem Motorrad zu meiner Unterkunft für die nächsten Tage.
Es sind einfache Hütten mit traditionellem Palmdach und ohne warmes Wasser, sie liegen einsam zwischen den zweit Orten und ich bin der einzige Besucher. Aber es ist gerade der perfekte Ort für mich. Der Besitzer Naresh ist 32 Jahre alt und betreibt es seit ein paar Jahren. Eigentlich darf wegen dem Tsunami nichts neues mehr direkt am Strand gebaut werden, sondern muss mindestens 100 m vom Strand entfernt sein. Das erklärt warum so wenige schöne Unterkünfte direkt am Strand gibt. Aber er kennt jmd. und daher wird darüber hinweggesehen.
Am Nachmittag kommen zwei Militärfahrzeuge mit der Aufschrift Special Forces an. Während die 4 Soldaten bei den Autos warten, steigt ein Mann mit Frau und Kind in Zivil aus und isst im Vitamin Sea in Ruhe zu Mittag. Das der Kommandant der Special Forces natürlich was dagegen hätte, dass sein Lieblingslokal zugemacht wird ist ja klar 🙂
Nach einem Strandtag mit Seele baumeln lassen und Lesen sind die physischen und psychischen Kräfte wiederhergestellt und ich fahre den Hindutempel Shri Badrakali Amman anschauen. Das Strasenbild ist typisch, aber was mich dann doch überrascht sind die Rehe. Diese sind auch überhaupt nicht scheu fressen entspannt neben mir.


Das bringt mich zu der interessanten Geschichte über die Esel in Sri Lanka, die mir ein Einheimischer erzählt hat. Diese sind auf Sri Lanka eigentlich nicht heimisch wurden aber während der Kolonisierung von den Engländern mitgebracht. Nun sind sie überall auf der Insel denn keiner fühlt sich für sie zuständig. Denn es gibt zwei Behörden auf Sri Lanka, die eine kümmert sich um landwirtschaftliche Nutztiere wie Kühe, Schweine und sieht sich daher nicht zuständig. Die andere Behörde ist zuständig für Wildtiere, sieht sich aber auch nicht zuständig, da die Esel ja quasi domestiziert und nicht wirklich wild sind. So kümmert sich keiner um sie und sie werden im Norden der Insel, wo von 1983 bis 2009 der Bürgerkrieg zwischen Tamilen und Singhalesen gewütet hat sogar noch genutzt, um Landminen auszulösen.
Aber zurück zum Tempel. Dieser ist durch seinen Detailreichtum und Farbvielfalt atemberaubend. Bereits seit 1100 nach Christus kommen Pilger vom ganzen Land hier her und es gibt einmal im Jahr ein großes, mehrere Tage dauerndes Festival. Die Decken sind mit lebensnahen und doch merkwürdigen Szenen bebildert. Gerade als ich eintrete beginnt Musik einzusetzen, Glocken laut zu läuten und Priester mit brennenden Lampen von einem Schrein zum nächsten zu Laufen und Lampen anzuzünden. Eine Gruppe von Gläubigen dabei immer Folgend.











