Während ich da also sitze komme ich mit meinem indischen Sitznachbarn ins Gespräch. Entgegen den ganzen Empfehlungen der Reiseführer – nie über Politik sprechen – mach ich das ja hin und wieder schon ganz gerne und hab ihn dazu bissal ausgefragt.
1. Den Premierminister findet er super, der bringt Indien voran.
2. Auf die Frage ob Indien die Atombome braucht oder man das Geld besser in soziale Projekte investieren könnte, meinte er, man brauche die Atombombe auf jeden Fall wegen dem Krieg gegen Pakistan.
Das deckt sich dann ganz gut mit der Einschätzung von 2 Soldatinnen, mit denen ich in Udaipur gesprochen habe, die meinten der Krieg wird von beiden Seiten künstlich aufrecht gehalten, weil er beiden Seiten nutzt ?
Nun ja, weiter ging’s dann mit dem Sightseeing, in einer Stadt in der ein Kreisverkehr als Sehenswürdigkeit aufgeführt ist. Erst einmal bissal durch die Straßen der Stadt. Hier scheint Arm und Reich ganz gut nebeneinander zu leben.
Der neue BMW steht zusammen mit den Betten direkt unter der Straßenbrücke.
Ziel ist das Kirti Mandir. Das Ehrengrab der Maharadscha Familie Gaikwad, die in der Region Gujarat über Generationen sehr mächtig war. Von außen sieht es schon mal sehr schön aber auch verlassen aus.
Als ich mich dem Haupteingang nähere werden die großen Holztüren geöffnet.
Lal, der den Eindruck macht als wäre er der Hausmeister hat mich wohl kommen sehen.
Die Eingangshalle ist schon mal sehr prächtig gestaltet und mit Marmor verkleidet. Lal gibt mir eine Führung durch das menschenleere Gebäude. Es war wohl wirklich schon lange niemand mehr da, denn er muss jede Tür aufsperren. Obwohl wir recht schnell feststellen, dass er kein Englisch spricht und ich kein Hindi verstehe hält ihn das nicht davon ab mir fröhlich alles auf Hindi zu erklären
Es gibt zig sehr trostlose und herruntergekommene Räume, in denen die vollkommen schmucklos die Büsten der Maharadschas und ihrer Maharani stehen.
Die Büsten sind aber Top in Schuss und Lal und ich unterhalten uns gut ohne iwas zu verstehen was der andre sagt 🙂
Nächster Stopp ist Rane Associates, ein Herrenhaus eines Diwan, eines ehemaligen Verwalters der Maharadschas. Es ist über und über mit schmuckvollen Wandgemälden verziert, die teilweise aber zerstört sind. Das Haus wurde zwischenzeitlich als Kindergarten genutzt, bis es zum kulturellen Erbe ernannt wurde.
Auf dem Weg zum Abendessen halte ich spontan am Straßenrand, weil hier eine Familie fröhlich vor sich hinschmiedet um Werkzeuge und Töpfe herzustellen und zu verkaufen. Bishen ist wohl wegen eines ungünstig geflogenen Splitters auf einem Auge blind geworden, aber arbeitet fleißig weiter. Für das Bild musste seine Frau, die die Esse bedient, sich dann aber erst das Gesicht verhüllen.
Zum Abendessen steht, das indische all u can eat Nationalgericht Tahli an.
Es besteht aus Fladen/Reis und kleinen Töpfchen mit unterschiedlichen Soßen bzw. Chutneys. Die auch unterschiedlich scharf , aber sehr lecker sind 😉
Dannach geht’s zurück ins Luxushotel – in der Stadt scheint es iwie keine günstigen Hostels zu geben – um endlich mal frühzeitig einen Plan zu habe wie die Weiterreise aussieht. Ich will ja noch an den Strand. Die nette Dame an der Rezeption ist sehr Hilfsbereit und empfiehlt mir Vapi als besten Strandort zwischen Vadodara und Mumbai. Sie war da selbst schon einige Male mit Freunden für ein Strandwochenende. Ist zwar ein sehr kleines Örtchen, aber die nächstgrösere Stadt nördlich davon ist die industriereichste Stadt Indiens. Dann doch lieber das kleine Örtchen, bei dem die Anreise schwieriger wird. Ich will schon alles buchen, als ich dann wegen den Bildern bei den Unterkünften dort doch erst nochmal google. Besser war das!
http://m.spiegel.de/wirtschaft/soziales/indien-vapi-ist-die-dreckigste-stadt-indiens-a-1021371.html
Also dann verzichte ich doch lieber auf den Strand und es geht direkt nach Mumbai.
Am nächsten Tag verbringe ich die Zeit bis zur Zugfahrt mit dem Besuch des
Lakshmi Vilas Palace, der Uni von Vadodara und weil noch Zeit ist dem Zoo.
Der Palast ist natürlich von der Familie der Gaikwad und das größte private Wohnhaus der Welt. 4x so groß wie der Buckingham Palast. Angeblich hat der Architekt sich das Leben genommen, als der Palast bereits 1m hoch gebaut war, da er dachte er hat einen rechenfehler gemacht und der Palast würde einstürzen…ist er aber nicht.
Nette Geschichte: als in der Neuzeit und den Endzügen der Mahrajas endlich ein männlicher Nachfolger geboren wurde, sind alle Springbrunnen im Palast mit
Champagner gefüllt worden. Der Junge Hat dann dementsprechend den Spitznamen Bubbles bekommen ?
Stichwort Korruption in Indien, der Palast soll evtl. Ins UNESCO weltkulturerbe aufgenommen werden und im Dezember wurde von den Zuständigen die Freigabe gegeben, dass das Haus versteigert und als Hotel betrieben werden darf 😉
Die Uni ist auch ganz interessant anzusehen.
Die Architektur Fakultät
Die Mensa und deren Küche
Und die Chemie Fakultät
So einen asiatischen Zoo anzuschauen, ist ja meistens sinnlos, da dort die Tiere die bei uns rumlaufen ausgestellt werden. So ist es auch hier und es gibt ein Gehege mit Hasen vor dem sich ein Haufen jugendlicher Gangster gesammelt hat und die Tiere begeistert anschaut und fotografiert. Naja zumindest bis ich hinkomme, dann werd ich fotografiert 😀
Da die Zeit ja leider nicht gereicht hat um in einem der Nationalparks einen indischen Tiger in freier Wildbahn anzuschauen, dachte ich mir wenigstens hier einen zu sehen, wenn der Zoo schon neben an liegt. Die Gehege sind natürlich in schrecklichem Zustand und die Tiere können einem nur leid tun.
Nur der kleine Leopard ist noch etwas verspielt und noch nicht durchgedreht.
Dann ist es Zeit für den Bahnhof und ich stelle mit Hilfe der anderen Wartenden fest, dass wohl nur weil man den Buchungsprozess und Bezahlung in der App durchführt noch lange kein Ticket hat. Dann ist man erst auf der Warteliste. Und der Zug fährt gerade schon ein ? Aber zum Glück läuft noch alles gut und ich sitz im Zug. Es gibt sogar Snacks und was zu Essen inkl. Einem Eis…ich muss öfter Zug fahren 🙂